Heureka, es gibt sie noch!

… die emeritierten Professoren, die jedem Stereotyp des zerstreuten Professors gerecht werden.

Heute morgen im Flur unter uns:

Ein älterer Herr mit Herrenhandtasche um den Hals redet auf einen der Hausmeister ein. Man stelle sich einen gepflegten grauhaarigen Herren vor, in Mantel, Strickjacke über Karohemd und Krawatte. Die O-Beine stecken in braunen Cordhosen über festem Schuhwerk. Die Nase wird durch eine schon in die Jahre gekommene Hornbrille geziert, nach unten durch einen Schnäuzer älterer Bauart abgeschlossen.

Da ich genau diesen Hausmeister gesucht hatte, gesellte ich mich dazu. Kurz danach vervollständigte mein Chef die Gruppe.

Jener Emeritius stand vor seinem „Büro“ und redete auf den Hausmeister ein: „Da kommt einfach so eine Änderung im Hochschulgesetz! Jetzt bin ich hier 45 Jahre dabei! Hah! So geht das nicht! Wie – davon haben Sie noch nichts gehört?“ Und zu uns gewandt: „Ah, guten Tag, mein Name ist Winter, ich mache hier als EINZIGER noch die Geographie!“ „Ja guten Tag, mein Name ist Chef, ich mache hier…“ „Ach, dass es das hier jetzt gibt! Das ist ja spannend! Da würde ich ja gerne sofort in eine Ihrer Vorlesungen kommen – mich hat das Thema auch immer interessiert…“ Inzwischen versuchte der Hausmeister vergeblich zu fliehen. Eine Stimme hielt ihn zurück: „Ja, zurück zum Büro, das ist ja in Ordnung, dass wir umgesiedelt werden, aber doch nicht so schnell! Also vor Weihnachten wird das nichts mehr…!“ „Ähm, mein Hausmeisterkollege hat mir aber gesagt, dass am Freitag das Umzugsunternehmen kommt, alles packt und ins andere Gebäude bringt!“ „Am Freitag, aber da bin ich doch gar nicht da! Da kommen doch meine drei Studenten…“ *grins – vermutlich genau deshalb…*

Na, das ging etwas weiter, die gute alte Zeit, was er schon alles hier erlebt hätte, und überhaupt… Der Emeritius trollte sich dann irgendwann, und wir durften dann mit dem Hausmeister zusammen einen Blick in das Büro aka „Schreckenskammer“ werfen. So etwas habe ich noch nicht gesehen:

Ein großer Raum, vollgestopft mit Regalen und Schränken bis unter die Decke (und die sind hier sehr hoch! (Altbau)), darauf Akten, Bücher, Karten der letzten 45 Jahre mindestens. Über alledem ein Muff nach altem Papier und Staub. Alles so vollgestellt, dass kaum Licht durch die hohen Fenster hereinkommt. Es fehlten nur ein paar gar schröcklich ausgestopfte Viecher für die perfekte Atmosphäre….

Und zwischen diesem Chaos die fünf Schreibtische der Emeritii – voneinander abgeschottet durch Regale (toll, jahrelang auf die Rückwand des Schranks des Nachbarn zu gucken!) und hohe Papierstapel.
Auf einem der Schreibtische lagen 5 1/4″-Disketten – stapelweise!!! Der Rechner auf diesem Tisch hatte auch noch ein passendes Laufwerk. OMG. Nein, wir sind nicht in der Antiquariatsecke des Departements Informatik gelandet…

Es hatte was von Feuerzangenbowle, Harry Potter und ansonsten dem ganz falschen Film. Immerhin konnten sich Chef und ich das Lachen verkneifen bis wir im Aufzug waren… 🙂

Werbung

Students from hell

Nicht falsch verstehen – viele Studierende sind sehr nett, sehr engagiert, man arbeitet gerne mit ihnen zusammen.

Aber es gibt auch das Gegenteil. Studenten frisch aus der Hölle.

Da gibt es so einige Archetypen.

  • Das wären zunächst die Mäuschen.
    Sie fallen erst mal nicht auf. Außer daran, dass sie immer herumdrucksen. Und dass immer die anderen Schuld sind, wenn sie ihre Aufgaben nicht schaffen. Ach ja, den Schafsblick in solchen Situationen haben sie perfektioniert.
    Auch wenn sie es anfangs schaffen, die anderen für sich arbeiten zu lassen – auf Dauer wird das nix.
    Dumm ist, dass die Mäuschen – zumindest die, die mir ins Seminar gelaufen sind – auch noch echte Defizite haben: Fachlich sowieso, aber oft sind sie auch nicht fähig, einen einzigen deutschen Satz einigermaßen fehlerfrei zu formulieren.
    Ich befürchte, diese Spezies wird noch für einiges hier gut sein… *seufz*
  • Die Besserwisser.
    Immer wieder gerne genommen. Klar, dass sie mehr wissen als der Dozent, der da vorne steht. Denn schließlich studieren sie ja im Zweitfach irgendetwas gaaaanz wichtiges. Oder haben es zuvor studiert.
    Notfalls wird diese Erkenntnis, schlauer als der Dozent zu sein, auch gerne schriftlich dem zugehörigen Professor mitgeteilt. Mit der Aufforderung, doch mal für kompetente Betreuung zu sorgen. Gut, dass sich dieses Problem bis zum nächsten Mal gerade durch Studienabschluss erledigt.
  • Die Nervensäge ohne Sozialkompetenz
    Ich denke, dieser Spezies – bzw. einer ganz gewissen Ausprägung davon – werde ich mal bei Gelegenheit einen ganzen Post widmen. Oder auch zwei. Oder drei. Anders ist das nicht zu ertragen…

Angekommen

So. Angekommen. Neuer Job, neues Glück. Ich reihe mich ein in die Menge der vielen Mitarbeiter dieser Uni, die täglich in die Büros und Labore streben, um die vielen wissbegierigen Studierenden mit genau diesem zu versorgen.

Strenggenommen bin ich schon länger da, an der Uni. Allerdings bis vor kurzem an einem anderen Lehrstuhl. Aber das hier ist neu. Nagelneu sozusagen.

Wir sitzen da mit dem, was die Vorbewohner uns übrig gelassen haben: Wacklige Schreibtische, die schon zu Zeiten von Kanzler Kohl in die Jahre gekommen waren, Stühle, deren Flecken wir lieber nicht so genau analysieren wollen und – sonst nix. Man lernt mit wenig auszukommen.

Warum wir so wenig haben? Nein, prinzipiell wären Mittel da. Aber ein neuer Lehrstuhl muss eingerichtet werden. Die Mittel müssen auch erst freigegeben werden. Und die Sache mit den drei Angeboten für fast jede Kleinigkeit macht die Sache auch nicht schneller. Aber wird schon. Da bin ich ganz sicher. Immerhin haben wir ein Telefon. Ist doch schon was, oder?