Auch diese Geschichte ist wahr – in diesem Fall verpfändet der Erzähler seine Sportgeräte, die Freundin und seine Treffsicherheit für die Wahrheit der Geschichte…
Ein junger Mann steht kurz vor dem 30. Geburtstag, den er auch groß feiern will. Beziehungsweise – man will hineinfeiern.
Und da der Freundeskreis groß ist und die Zahl so schön rund, erfüllen die Freunde ihm den Wunsch und legen gemeinsam mit der Familie zusammen und schenken ihm die ersehnte Skiausrüstung. Komplett vom Ski bis zum Handschuh.
Endlich ist die Party da – und gegen Mitternacht packt das Jetzt-Geburtstagskind dann alles aus und entscheidet, dass man das jetzt unbedingt auch mal anprobieren muss.
Unnötig zu erwähnen, dass schon einiges an Alkohol geflossen war, oder?
Ein Stockwerk tiefer sitzt in der Nachbarwohnung Omma Hilde. Also – sie ist schon Omma, aber nicht vom Geburtstagskind. Wohl aber hört sie trotz Schwerhörigkeit die Party – und plötzlich auch ein Getöse im Treppenhaus.
Da wird doch wohl nix passiert sein? Oder einer einbrechen wollen? Omma Hilde krabbelt aus ihrem Fernsehsessel und guckt nach dem Rechten.
Kaum aus der Wohnung blickt sie die Treppe hoch – und erstarrt. Ein Alien oder sonst irgendwas unförmiges mit Helm und Schutzbrille steht dort oben! Moment – ein Skifahrer? Auf ihrer Treppe? Im Hochsommer? Sie stößt einen Schrei des Entsetzens aus! Oh mein Gott! Die werden sie holen! Oder umbringen! Oder…
Damit haben nun die Feiernden, die gerade das Geburtstagkind ein Stockwerk höher in voller Montur in Position gestellt hatten, nun wirklich nicht gerechnet! Und es kommt, wie es kommen muss – nicht mehr ganz standfest durch diverse Schnäpse und Biere kommt unser durch den Schrei erschrecktes Geburtstagskind ins Rutschen – und mäht eine Etage tiefer Omma Hilde mit einem eiskalten Bodycheck nieder.
Das Chaos ist perfekt. Nachdem alle Knochen sortiert waren, riefen die Freunde den Notarzt, da Omma doch recht hart zu Boden ging und entsprechend Schmerzen hatte. Das Geburtstagkind hatte inzwischen seinen Spitzensalat eingesammelt und sich kleinlaut wieder in die Wohnung verdrückt.
Am nächsten Tag, als die schlimmsten Katzen vertrieben waren, besann man sich und beschloss, gemeinschaftlich Omma Hilde im Krankenhaus zu besuchen – das schlechte Gewissen war schon recht intensiv:
„Omma Hilde? Haben wir hier nicht mehr.“
„Oh mein Gott, sie ist doch nicht etwas an den Verletzungen gestorben?“
„Moment, ich gucke nach. äh… nein… Moment … sie wurde verlegt, ich frage mal nach…“
Tja – Ende der Geschichte: Nach dem ersten Schock und nachdem klar war, dass sie sich „nur“ die Hüfte geprellt hatte, wurde sie gefragt, wie das denn passiert sei:
„Nun, ich wurde im Treppenhaus von einem Skifahrer überfahren…“
„Äh, wie bitte…?“
„Ja, ich stand da im Flur, plötzlich kam ein Skifahrer in voller Montur und fuhr mich über den Haufen!“
„Ah ja, Omma Hilde, kommen Sie doch mal mit, wir hätten da ein schönes bequemes Zimmer im anderen Bau, da kann sie niemand mehr umfahren, da ist alles gepolstert… „
Ernsthaft – die Ärmste wurde nicht nur vom Nachbarn umgenietet, sondern danach auch noch wegen Wahns in die Psychiatrie zur Beobachtung eingewiesen – aber im Gegensatz zu anderen unschuldig eingekastelten durfte sie nach der umfassenden und reuevollen Aussage der Partygäste wieder nach Hause…
Wie sich das nachbarschaftliche Verhältnis aktuell darstellt – darüber wurde mir nichts berichtet… 😀