Erstis. Investigativ belauscht.

Pflichtvorlesung Erstsemester  „Grundlagen $irgendwasmithoherDurchfallquote“, Vorlesungsbeginn um 12:15 Uhr. Audimax.

Es ist 12:13 Uhr mitten in Deutschland. Na ja. Vor dem Audimax halt.

Aussichteinsicht hat sich unters Volk gemischt. Das auch noch rege herumschlurft, tratscht, whatsappt oder trantütig in den Reihen sitzt.

Gruppe von 3 Studis: „Boah ey, ist ja schon richtig voll, ey, ich hab keinen Bock, mich da jetzt dazwischen setzen… komm, wir gehen wieder…“ Und wech waren sie.

Tussi vom Dienst: „Das langweilt mich jetzt, dass ich heute drei Veranstaltungen hab… ist ja Stress hier!“

Andere Tussi zu ihren Freundinnen: „Ich habe an allen Tagen um 8 ’ne Vorlesung! Ich glaub, es hackt! Da kann ich ja gleich arbeiten gehen!“

Aussichteinsicht weint leise in sich hinein, bis die Vorlesung beginnt.

Während der Vorlesung (ich saß hinten auf einem Stuhl, um keinem Studi einen Platz wegzunehmen) – plötzlich leise Musik. Lustige Erklärbärstimme. Dann wieder andere Musik.

Irgendein Vollhonk klickte sich wie’s scheint während der Vorlesung durch seine Youtube-Playlist… Wer genau konnte ich anhand der vielen starr auf die Smartphones gerichteten Gesichter nicht sehen… m(

o.O Irgendwie habe ich das Gefühl, Erstis sind auch nicht mehr, was sie mal waren…

 

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Manche lernen’s nie…

Und das passt auf Studis genauso wie auf Kollegen.

In diesem Fall mal wieder ein Studi. Einer von den beiden, die letztes Jahr bei uns durchgefallen sind und deren Zitate hier dabei waren. Einer derer, die schreiben, wie sie reden. Slang. Und ja, die Prüfungsmodalitäten sind die gleichen geblieben: Abschlussausarbeitung + Vortrag darüber.

Die Deadline für die Ausarbeitung war schon letzte Woche, die für Vorträge gestern früh. Weil: Gestern Nachmittag war auch die erste Hälfte der Vorträge. Die zweite Hälfte ist nächste Woche. Und alle müssen die Folien präsentieren, die sie auch bis gestern abgegeben haben. Vorteile und so…

Und – Wer hatte gestern den Vortrag noch nicht abgegeben? Na? Genau. Jener, der schon mal durchgefallen ist.

„Hach, habe ich vergessen… kriegen Sie morgen!“

„Aber gemacht haben Sie die Folien schon?“

Mit großen Augen: „Aber natüüüürlich! Wo denken Sie hin!“

Ja, genau. Morgen. Dann hört er sich heute die Vorträge samt Diskussion an … guckt, was bemängelt wird, und baut dann in einer Nacht-und-Nebelaktion den Vortrag. Der muss denken, wir sind zu doof zum … halt irgendwas.

„Nein, Herr Versuchsgarnichterst. Wir sind heute gegen 18 Uhr fertig, Sie wohnen ja in der Stadt. Wann sind Sie da zu Hause? Um 19 Uhr? Ok, spätestens um 19:30 habe ich den Vortrag per Mail, sonst können Sie sich auf einen Drittversuch freuen!“

Na ja, ungefähr um die Zeit war der Vortrag dann auch bei Chef. Vier Folien für 20min mit wieder mehr Tippfehlern als was anderes. Hingepfuscht. Noch schlimmer(!) als der erste Vortrag vor einem Jahr. Was man halt so in einer Stunde (wir waren etwas vor 18 Uhr fertig – und eine Stunde Heimfahrt kam mir auch zu lang vor … soooo riesig ist die Stadt auch wieder nicht…) zusammenpfriemeln kann…

Oh. Mein. Gott. Ich komme mit Kopfschütteln nicht nach. Die Ausarbeitung habe ich noch nicht gelesen. Will ich das?

Und – wollen wir den ein drittes Mal hören müssen? *wein*

 

 

Gib gutacht!

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Was das ist?

Nun, das ist eine Masterarbeit – nachdem ich sie begutachtet habe (nein, die werden nicht korrigiert – man schreibt ein Gutachten darüber 😀 )

Ich weiß nicht, wie andere so etwas lesen – ich mag in den Originalen (die teilweise bei uns bleiben dürfen, teilweise ans Prüfungsamt zurück müssen) nicht herumkritzeln. Daher kurble ich den Post-it-Absatz an…

OK, natürlich steht auf den Zettelchen auch was drauf, sieht man aber jetzt nicht, ich will ja keinen Studi bloßstellen, oder?

Denn – leider sind mir auf halber Strecke die gelben Zettel ausgegangen. Warum das nicht gut ist?

Nun, was heißen die Farben? Also:

Gelb heißt bei mir Rechtschreib-, Zeichensetzungs- oder Grammatikfehler.

Grün sind Hinweise auf meine weiteren Notizen – ich habe immerhin 5 Seiten dazu vollgeschrieben.

Orange: inhaltliche offene Fragen, Anmerkungen oder Fehler und

Pink: stilistische Unschönheiten wie Schachtelsätze über halbe Seiten, missverständliche Bezüge usw.

Ja, ich hatte hier viel anzumerken, gerade in pink und gelb. Dennoch ist es keine schlechte Arbeit, aber halt auch nix sehr gutes.

Na ja, jetzt habe ich alles gelesen, angemerkt – und jetzt schreib ich noch ein Gutachten, so zwei bis drei Seiten. Da steht dann nicht nur drin, was mir zu dieser Arbeit wichtig war, sondern auch einiges zum Fachgespräch, das jeder Studi zum Abschluss halten muss – das besteht aus einem Vortrag samt Diskussion, wo man ganz gut erkennen kann, wie gut sich jemand mit dem Thema beschäftigt hat.

Da hat er auch einige Male gepatzt, obwohl man merkte, dass er sich schon in sein Thema hineingekniet hat. Also auch da weder grandios noch grottenübel, mal gucken, was das Gesamtergebnis dann sagt…

Was im Gutachten drin steht?

Eigentlich kann das jeder Prüfer bzw. Gutachter selbst entscheiden, was er da genau reinschreibt, wir haben uns aber intern auf eine Gliederung samt Bepunktung geeinigt: Sie würdigt den Schwierigkeitsgrad samt dem, wie man damit umging, wie kreativ und schöpferisch der Studi dabei war, wie qualitativ und wissenschaftlich hochwertig und vollständig die Lösung ist, sowie wie gut Stil und äußere Form sind. Natürlich alles gewichtet, nicht dass äußere Form plötzlich wichtiger als der Inhalt ist.

Ob das alle so strukturiert machen oder manche ihre Gutachten nur aus dem Bauch heraus schreiben, weiß ich nicht. So finde ich es aber erstens nachvollziehbar und  vergleichbar und zweitens auch fair gegenüber dem Studierenden.

Na ja, zumindest langweile ich mich so nicht – morgen habe ich noch ein zweites zu schreiben – da war zumindest das Fachgespräch mehr oder weniger tadellos, die Arbeit sollte auch besser sein, so wie den Studi kenne.

So, und jetzt reicht es mir für heute 😉